Seite wählen

Q-Station Ghost Tour – Erfahrungsbericht Auslandssemester Australien

Die alte Quarantäne-Station Sydneys liegt oberhalb von Spring Cove auf dem Weg nach North Head. Hier legten die Schiffe an, deren Passagiere krank waren. Die häufigsten Krankheiten waren Pocken, Grippe und die Beulenpest. Sowohl die Passagiere als auch die Mannschaft wurden oftmals wochenlang in Quarantäne geschickt. Was überall in Europa geschah, passierte daher auch hier in Sydney, hunderte starben durch Krankheiten, die sie erst in der Quarantäne Station bekamen. Eröffnet wurde die Station 1832 und blieb bist 1984 in Betrieb, wenn auch die Umstände, unter denen die Kranken untergebracht wurden, sich maßgeblich veränderten. Heute ist die Station ein Teil des Sydney Harbour National Parks. Es werden verschiedenen Führungen angeboten, unter anderem auch die „Ghost Tour“. Die Tour kostet 30 AUD (ca. 22 EUR)

Die „Ghost Tour“

Die Tour startet um 18:30 Uhr direkt am College. Ein ICMS Bus brachte uns zur Quarantäne Station, von dort aus wurden wir mit einem anderen Bus ins ehemalige Zentrum der Station gebracht. Die Führung begann in der Dämmerung mit Reliefs in der Felswand, die von den unfreiwillig Untergebrachten in teilweise monatelanger Arbeit erstellt wurden. Einige dieser Reliefs sind sehr schlicht gehalten und nennen nur den Namen des Schiffes, von dem die „Kranken“ kamen. Andere zeigen vollständige Wappen und die Namen der Besatzung und der Baumeister auf.

Unsere erste Station waren die Reinigungsräume. Hier wurden Kranke, vor allem diejenigen, die sich mit der spanischen Grippe identifiziert hatten, Behandlungen unterzogen. Sie wurden in eine Art Dusche gesteckt, in die Zink-Sulfit-Gase gedampft wurden. Diese sollten die Atemwege reinigen, ein Prozess, der sehr schmerzhaft gewesen sein muss. Für diejenigen mit empfindlichen Sinnen sollen Geister spürbar gewesen sein, böse Zungen könnten die Kälte aber auch einem Luftzug zuschreiben. Danach liefen wir zu verschiedenen Gebäuden der „Dritten Klasse“. Die Kranken, denen Heilung zugeschrieben wurde, wurden in Unterkünfte gebracht, die ihrer Unterkunft auf dem Schiff entsprachen; also „Erste“, „Zweite“ oder „Dritte Klasse“. Da die meisten Schiffsreisenden Angehörige der unteren Schichten waren, verwundert es nicht, dass auch die meisten Gebäude auf diese Klasse ausgerichtet sind. Außer den Unterkünften, den Wasch- und Essräumen, sind auch noch das alte „Postoffice“, die Krankenstation und die Unterkünfte der Ärzte, Krankenschwestern und Totengräber erhalten. Das „Postoffice“ war ursprünglich ein Billardraum für die Reisenden der „Ersten Klasse“, die in Quarantäne geschickt wurden. In der Krankenstation treibt möglicherweise eine Krankenschwester namens Merit ihr Unwesen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Spanischen Grippe zum Opfer fiel. In allen Gebäuden, die wir besichtigten, erzählte uns unser Führer von verschiedenen übernatürlichen Geschehnissen. Ich bin niemand, der an Geister glaubt und die erste Hälfte der Führung empfand ich daher auch als zunehmend langweilig. Nachdem wir aber in  der Leichenhalle „Morgue“ waren, fing ich wirklich an, mich zu gruseln. Die Führung endete in einem anderen Reinigungsraum, in dem alle Neuankömmlinge zu einer ätzenden Dusche gezwungen wurden. Diese hatte zwar den Effekt, dass alle Bakterien auf der Haut abgetötet wurden, leider aber auch dazu führte, dass sich die Haut nach drei Tagen vollständig abschälte.

Im Großen und Ganzen war die Tour interessant, wenn man aber nicht an Geister glaubt, ist es in Erwägung zu ziehen, diese vielleicht am Tag zu machen. Wenn man an Geister glaubt, ist mein Tipp: Nehmt Euch jemanden mit, an dem Ihr Euch festhalten könnt.