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Kaffeekunst kommt ohne Kekse – Erfahrungsbericht von Marlen S. – Auslandssemester Australien

Was kommt in vielen Variationen und gehört zum Studentenleben einfach dazu? Kaffee!  Dass Cappuccino, Latte Macchiato und Konsorten nicht überall gleich serviert werden, zeigt, dass hier die Globalisierung noch nicht vollständig durchgeschlagen hat. Die hohe Zahl italienischer Einwanderer brachte die Liebe zu Kaffee nach Australien und die Abgeschiedenheit des Kontinents bot die besten Voraussetzungen für die Entwicklung einer Kaffeekultur, die sich von der europäischen ziemlich unterscheidet. In Manly finden sich viele tolle Cafés, wie z.B. das Hemingway’s, aber auch in Sydney gibt es viele versteckte Juwele sowie die großen Cafés am Darling Harbour, von denen aus man eine tolle Aussicht genießen kann.

Damit Ihr euch bei Eurem ersten Café-Besuch zurechtfindet, stelle ich euch im Folgenden die wichtigsten Kaffeespezialitäten vor:

1. Long Black

Es ist wichtig zu wissen, dass in australischen Cafés die Verwendung  „normaler“ Kaffeebohnen nicht üblich ist. Kaffee wird grundsätzlich mit den sehr viel stärker gerösteten Espressobohnen gebraut. Bei der Bestellung eines Long Black sollte man sich daher darüber im Klaren sein, dass zwar eine Tasse Kaffee serviert wird, diese jedoch nichts anderes als einen mit Wasser verlängerten Espresso darstellt und somit für den deutschen Geschmack sehr bitter ist.

2. Cappuccino

Das ist einfach: Wo Cappuccino drauf steht, ist auch Cappuccino drin! Der ist meistens cremig und schmeckt, wenn er sorgfältig zubereitet wurde, sehr lecker.  Freunde „weißen“ Milchschaumes kommen jedoch hier nicht auf ihre Kosten, da sich bei der australischen Zubereitungsart Milchschaum und Kaffee leicht vermischen. Wer cool ist, bestellt einen „Cap“.

3. Latte

Wer hier einen Milchkaffee oder einen Latte Macchiato erwartet, der wird enttäuscht. Im Prinzip ist der Latte, ein Cappuccino mit minimal mehr Milch und ohne Kakaopulver. Er wird meistens im Glas serviert (etwa ein halbes Latte Macchiato Glas) und ist häufig Träger kleiner Kunstwerke: Coffee Art ist in Australien sehr viel verbreiteter als in Europa. Herzchen, Kleeblätter, Spiralen, Smileys… wer Glück hat, gerät an einen Barista, der den Cafébesuch mit seinen Kreationen gleich noch ein bisschen schöner macht.

4. Flat White

Mein Favorit! Der Flat White kommt vom Geschmack her am ehesten an einen Milchkaffee heran, auch wenn er nicht so aussieht. Natürlich wird auch hier Espresso verwendet, der hohe Milchanteil verringert jedoch den bitteren Geschmack.

5. Macchiato

Vorsicht, falscher Freund! Hinter dem Macchiato verbirgt sich kein Latte, sondern ein Espresso Macchiato. Der „gefleckte“ Espresso beinhaltet einen Teelöffel Milchschaum.

5. Mocha Latte

Wer gerne Schokolade mag, aber nicht auf Kaffee verzichten möchte, wird mit dem Mocha glücklich. Dieser ähnelt dem Latte, wird aber mit Schokoladensirup serviert. Der setzt sich am Boden des Glases ab und kann daher separat (als Letztes) oder verrührt genossen werden.

Die Tatsache, dass Starbucks es bisher nicht geschafft hat, den australischen Kaffeeröstern den Rang abzulaufen, zeigt, wie verwurzelt und speziell die australische Kaffeekultur ist. Auch wenn ich prinzipiell sehr gerne weißen Milchschaum mag und man den in Australien quasi nicht bekommt, ist es auffällig, dass deutscher Milchschaum von der Konsistenz nur sehr selten an den cremigen, feinporigen „froth“ heran kommt. Dieser wird nicht umsonst auch als „silky milk“ bezeichnet. Tipp: Wer sich für Kaffeezubereitung interessiert, kann in einer der Kaffeeschulen in Sydney einen Tageskurs buchen, bei dem man alles Wichtige lernt und auch ein Zertifikat erwirbt.

Eine Kleinigkeit, die mich immer wieder etwas traurig machte, war die Tatsache, dass in Australien KEINE KEKSE zum Kaffee serviert werden. Wer also gerne „tunkt“, muss sich entweder einen Cookie bestellen oder sich etwas Geeignetes mitbringen.

Zum Thema mitbringen: In vielen Cafés gibt es Rabatt, wenn man seinen eigenen To-Go-Becher mitbringt. Die Anschaffung einer „Keep Cup“ oder eines ähnlichen Modells, lohnt sich also für gehende Kaffeetrinker und schont nebenbei die Umwelt!