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Weihnachten in Australien – Auslandssemester Australien

Die Tatsache, dass auf der Südhalbkugel Weihnachten tatsächlich im Sommer gefeiert wird, faszinierte mich seit frühester Kindheit und so freute ich mich umso mehr darauf, dies in Australien selbst erleben zu dürfen. Zugegebenermaßen war ich davon überzeugt, dass bei hochsommerlichen Temperaturen und einer Schneefallwahrscheinlichkeit von – 98% keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommen würde.

Der Verkauf von Artikeln für die Festsaison läuft in Australien an, wenn die ersten Christmas Puddings in den Regalen liegen, nämlich im September. Im Laufe der nächsten Monate kann man beobachten, wie das gesamte Sortiment auf Weihnachten ausgerichtet wird. Soweit also keine großen Unterschiede zu Altbekanntem . Interessant wird es, wenn die ersten Weihnachtsbeleuchtungen an Häusern und Bäumen angebracht werden: Alles ist erlaubt, Hauptsache es ist bunt, glitzert, leuchtet, blinkt oder macht Geräusche. Die bemerkenswertesten Kreationen findet man in der Kulturhauptstadt Melbourne, wo Einheimische und Touristen in langen Schlangen vor den Kaufhäusern Myers und David Jones warten um die diesjährige Schaufensterdekoration zu bewundern. Um die australischen Weihnachtsvorbereitungen verstehen zu können, muss man zwei Sachen wissen:

1. Die Geschenke bringt nicht das Christkind sondern Santa Claus.

2. Gefeiert wird an Christmas Day, dem 25. Dezember.

(3. Der Winterschlussverkauf mit Rabatten bis 75% beginnt am Boxing Day, dem 26. Dezember)

Da bei Auslandsstudenten während der Weihnachtszeit gerne mal ein bisschen Heimweh aufkommt, beschlossen meine deutschen Kommilitonen und ich, eine Symbiose aus deutscher und australischer Weihnacht zu zelebrieren. Chrismas Eve, der Heilige Abend, ist für die meisten Australier der letzte Arbeitstag vor den Sommerferien und wird daher mit einem netten Seafoodlunch oder einigen Drinks nach der Arbeit begangen.

Wir brachten es nicht über’s Herz, Heiligabend komplett zu übergehen und trafen uns statt mittags, zu einem opulenten Abendessen im renommierten Restaurant Nick’s Seafood am Darling Harbour: Unsere Vorspeise bestand aus einer geteilten Portion Muscheln in sämiger Weißweinsoße, die, hätten wir sie alleine gegessen, schon fast zum Abendessen gereicht hätte, gefolgt von diversen Fischgerichten.

Nach dem Hauptgericht verließen wir das Restaurant um unseren gefüllten Bäuchen eine Pause zu gönnen und pflanzten uns in einen der Liegestühle, die auf der Wiese auf überfressene Besucher warteten. Zum Dessert begaben wir uns ins Belgian Chocolate Café (ebenfalls am Darling Harbour) und ich bestellte den schokoladigsten Schokoladenkuchen, den ich je gesehen (und gegessen) habe. Nach diesem gelungen Abschluss unseres Dinners, kamen wir überraschenderweise in den Genuss eines beeindruckenden Feuerwerks, das von beliebten Weihnachtsliedern wie Santa Claus is coming to town und All I want for Christmas…is you (huhuhuhu…BABY!) begleitet wurde.

Die Vorstellung eines festlichen Weihnachtsessens, in großer Runde am nächsten Tag, fiel mir zunächst schwer. Als der Magen jedoch am Vormittag bereits wieder grummelte, wuchs die Vorfreude.

Australier verbringen den Weihnachtstag häufig beim Picknick oder Grillen am Strand oder im Park. Wir wollten das Ganze jedoch etwas festlicher und deutscher gestalten und trafen uns daher in der Wohnung einer Kommilitonin. Das Christmas Eve Dinner wurde dann auch ein riesiger Erfolg. Da in Australien Tannen selten sind und schnell austrocknen würden, ist es gang und gäbe einen Plastikbaum aufzustellen, der aus vielen Einzelteilen zusammen gesteckt wird. Bei unserer Feier fungierte eine geschmückte Palme als Weihnachtsbaum, die ihrer neuen Aufgabe auch würdig nachkam.

Da keiner von uns eine Ahnung hatte, wie man einen Truthahn richtig zubereitet, war offensichtlich, dass es Truthahn geben musste. Wir schnibbelten und putzten und würzten und stopften, bis der gute Vogel auf seine letzte Reise in den Backofen geschickt wurde. Heraus kam er, zwar leider ohne knusprige Kruste, jedoch saftig und geschmackvoll, wie wir es nie erwartet hätten. Als Beilage kredenzten wir Püree aus Süßkartoffeln, sowie Salat. Nach dem Essen wagten wir uns an die nächste Herausforderung, dem Herstellen von Glühwein. Dieser ist in Australien zwar zu finden, wird aber mangels kalter Temperaturen eher selten zu Weihnachten getrunken. Da es mittlerweile dunkel war, fiel  es uns leicht uns winterliches Ambiente herzustellen und der Abend war für alle ein schönes und heimwehfreies Erlebnis.

Fazit: Auch wenn Weihnachten mit der Familie natürlich nach wie vor (in den meisten Fällen) am schönsten ist, auch in Australien wird gefeiert und es fühlt sich noch nicht mal besonders unweihnachtlich an.